Pressemitteilung: Über die Grenzen hinausschauen

Dienststellen für Selbsthilfe aus Tirol, Osttirol, München und Südtirol pflegen ab nun regelmäßigen internationalen Austausch untereinander.

Voneinander lernen, Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig unterstützen: Diesen Grundprinzipien der Selbsthilfe folgend trafen sich die Mitarbeiter/innen der Selbsthilfe-Kontaktstellen aus Osttirol, München, Südtirol sowie vom Dachverband Selbsthilfe Tirol zu einem länderübergreifenden Erfahrungsaustausch.

Probleme und Krankheiten machen vor Länder- und Sprachgrenzen nicht halt. So gibt es selbstverständlich auch viele Menschen, die sich diesseits und jenseits der italienisch-österreichischen-deutschen Grenzen an die jeweiligen Selbsthilfe-Kontaktstellen wenden. In Südtirol sind 180 Selbsthilfegruppen aktiv, 110 sind es in Nordtirol, 60 in Osttirol und 1.600 im Großraum München. „Die Themen sind vielfältig und die Selbsthilfe ist damit ein Seismograph für die Anliegen und Nöte der Menschen vor Ort. Gesellschaftliche Probleme kristallisieren sich hier frühzeitig heraus“, sagt Lisa Habel vom Dachverband Selbsthilfe Tirol.

„Die Themen, die der gesellschaftliche Wandel mit sich bringt“ so Erich Eisenstecken vom Selbsthilfezentrum München, „treffen zwar überall auf unterschiedliche Bedingungen. Die damit verbundenen Herausforderungen – wachsende soziale Ungleichheit, Demographischer Wandel, ökologische Krise, Digitalisierung, Migration und zuletzt die akute Krise der Pandemie – sind durchaus universell, so dass es Sinn macht, sich gemeinsam über Lösungsansätze und Konsequenzen für die Selbsthilfeunterstützung auszutauschen. Besonders wertvoll ist der Austausch zwischen Kolleg/innen unter dem Aspekt der Qualitätssicherung in den Kontaktstellen.“

Die Mitarbeiter/innen aller Kontaktstellen sind zurzeit auch damit beschäftigt, die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Tätigkeit der Selbsthilfegruppen zu analysieren, um künftig die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Eine wichtige Fragestellung, die bei dem länderübergreifenden Treffen diskutiert wurde, ist, welche Bedürfnisse diese Krise in der Gesellschaft hervorbringen wird, etwa Long-Covid und zunehmende Angstphänomene, und wie die Selbsthilfe darauf reagieren kann.

Allen gemeinsam ist auf jeden Fall die Erkenntnis, dass die Online-Treffen vieler Selbsthilfe-Gruppen in den vergangenen zwei Jahren zumindest ein Minimum an Austausch ermöglicht haben. Viele Gruppen zwischen Salurn und München haben auf Online-Treffen umgestellt. Entsprechend groß war in den Kontaktstellen der Bedarf an Beratung und Unterstützung bei der Umstellung auf die virtuelle Kommunikation.

Überraschenderweise haben die Gruppentreffen im virtuellen Raum auch erheblichen Zuspruch gefunden. „Selbsthilfe lebt aber sehr stark von der persönlichen Begegnung, da neben konkreten Erfahrungen im Umgang mit der eigenen Lebenssituation, vor allem die Pflege der persönlichen Beziehungen, das Erleben der Gruppe sowie der emotionale Austausch im Vordergrund stehen. Daher sind Treffen in Präsenz für die Betroffenen so wichtig, um gemeinsam mit anderen, Wege zu finden, die eigenen gesundheitlichen, sozialen oder psychischen Probleme zu lösen“, so Günther Sommia von der Dienststelle für Selbsthilfegruppen im Dachverband für Soziales und Gesundheit.

Alle Kontaktstellen stimmen überein, dass im laufenden Jahr die Online-Welt jedenfalls ein Thema bleiben wird. Dabei könnten auch hybride Formen mit einer Mischung aus persönlicher und virtueller Präsenz zunehmen.  Das kann vorteilhaft sein, wenn jemand zum Beispiel sehr abgelegen wohnt.

Es liegt also nahe, Brücken zueinander zu bauen, voneinander zu lernen, Ressourcen zu optimieren und den Fachaustausch zu pflegen. Die Treffen werden daher künftig regelmäßig stattfinden. Auch mit den Kolleg/innen im Trentino werden Gespräche stattfinden.

 

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